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sie sei ruiniert, wenn er sie nicht heiratete,
dass der Name ihrer Familie durch den
Dreck gezogen werden würde den Dreck
der Gerüchteküche.
Ruiniert. Wegen eines Kusses.
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Aber, bei Gott, wenn sie ruiniert sein
sollte, dann jedenfalls nicht wegen eines
lächerlichen Kusses. Nein, er würde ihr zei-
gen, was Ruin wirklich bedeutete.
Kapitel sechs
Als am folgenden Tag Lord Creswell sie
fragte, ob sie gerne Kensington Gardens be-
suchen würde, war Elizabeth überrascht.
Blumen, Bäume und mehrere Morgen üppi-
gen Grüns waren nicht die Dinge, von denen
sie gedacht hatte, sie könnten ihn in-
teressieren. Aber bei ihrer Ankunft mit Missy
und James im Schlepptau, begriff sie
sogleich, warum der Viscount dieses beson-
dere Ziel ausgesucht hatte.
Es gehörte zu den Orten, an denen man
trotz des Umstandes, dass man sich mitten
in London und in aller Öffentlichkeit befand,
ungestört sein konnte. Man wurde unweiger-
lich ans Land erinnert.
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Hohe Ulmen säumten einen
malerischen Blumengarten genau vor dem
Palast; ein gutes Dutzend Menschen gingen
hier spazieren, die Damen die
Sonnenschirmchen fest umklammernd, als
fürchteten sie, allein das Wort Sonne könnte
ausreichen, ihre makellose weiße Haut zu
ruinieren.
Elizabeth blickte den Viscount an. Sie
hatten sich vor vielleicht einer Minute von
Missy und James getrennt, und er war unge-
wohnt schweigsam obwohl sie ihn natür-
lich nicht gut genug kannte, um das wirklich
sagen zu können. Aber irgendwie wusste sie
es einfach.
Versuchen Sie am Ende, in meinen Zü-
gen zu lesen, Miss Smith? Er sprach leise
genug, um ein Kind in den Schlaf zu wiegen
oder eine Frau dazu zu bringen, alle Vorbe-
halte aufzugeben, um ihn wieder und wieder
so zu ihr sprechen zu hören.
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Ihr war jedoch der Luxus verwehrt, ir-
gendetwas aufzugeben. Da ihr Ruf am Rande
des Ruins wankte, durfte sie sich keinen
Fehler leisten. Dafür hatte Lady Danvers
gesorgt.
Sie waren so schweigsam. Ich habe
nachgedacht, warum wohl. Das konnte sie
offen sagen.
Das Weiß seiner Zähne schimmerte wie
Perlen, fing einen Sonnenstrahl auf, als ein
Lächeln um seine Lippen spielte und seine
Mundwinkel hob.
Elizabeth war sogleich atemlos. Sie ver-
spürte den Drang, sich ihre Handschuhe aus-
zuziehen. In den vergangenen Minuten war
es wirklich warm geworden.
Und ich habe über dasselbe
nachgedacht, allerdings bei Ihnen.
Er hatte recht.
Also verraten Sie mir, Miss Smith, wo
kommen Sie her? Cartwright hat mir erzählt,
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dass Ihr Vater kürzlich Baronet geworden ist
und dies Ihre erste Saison ist.
Persönliche Fragen, so unausweichlich
wie ihr nächster bebender Atemzug, aber wie
viel konnte sie ihm verraten, ohne dass er die
Wahrheit erriet? Das hier war ein wahres
Minenfeld, und sie musste sich mit höchster
Präzision bewegen. Ein falscher Schritt &
Ich lebe in Wilton.
Sie bewegten sich nur langsam, man
konnte eigentlich nicht von gehen sprechen.
Der breite Weg schlängelte sich zwischen ho-
hen Weißdornbäumen und Rosskastanien
hindurch. In einiger Entfernung waren
Pärchen, Kinderlachen und aufgeregte Rufe
erklangen, alle in ihrer eigenen
abgeschlossenen Welt.
So wie sie auch. Wenigstens hatte es den
Anschein.
Wilton sagen Sie? Ich war ein oder zwei
Mal dort. Er führte das nicht näher aus, und
da sie fürchtete, eine weitere Verfolgung
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dieses Themas würde sie auf einen wesent-
lich gefährlicheren Weg führen als den, auf
dem sie sich gerade befanden. Elizabeth war
es zufrieden, es dabei zu belassen.
Also, Miss Smith, verraten Sie mir
bitte, warum Sie zugelassen haben, dass ich
Sie küsse, wenn nicht, weil Sie hofften, sich
dadurch eine günstige Ehe zu verschaffen?
Er stellte die Frage so beiläufig, so un-
schuldig, als wüsste er nicht, dass die gute
Gesellschaft auf einem Fundament aus Mor-
alvorschriften und Förmlichkeit gegründet
war. Sie hätte gekränkt sein müssen. Und sie
wusste nicht, ob er sie nicht hatte beleidigen
wollen. Heute war da etwas, etwas war an-
ders in seinem durchdringenden Blick, als
mäße er sie wie ein Schneider seine Kunden,
der genug Erfahrung besaß, um die Breite,
Länge und Weite des Anzuges richtig zu
schätzen.
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Hatte er sie unvorbereitet erwischen
wollen? Sie mit seiner schonungslosen Of-
fenheit aufschrecken?
Ich bin sicher, Sie kennen die Antwort
darauf, oder? Sind Sie in letzter Zeit an
einem Spiegel vorbei gegangen? Hat sich
eine Frau noch nie von Ihrem guten Ausse-
hen und Ihrem Charme zu Unvor-
sichtigkeiten verleiten lassen? Ich bin doch
sicherlich nicht die Erste und ich bezweifle
sehr, dass ich die Letzte sein werde. Allerd-
ings werde ich bei meinem Ehemann keine
Untreue dulden.
Solche Unverschämtheit! Aber es war
am besten, sie machte ihm ihre Erwartungen
an eine Ehe von vornherein klar.
Seine schwarzen Brauen hoben sich
langsam. Er blieb abrupt stehen, mitten auf
dem Weg und beobachtete sie, als sei sie ein
Rätsel, das er zu lösen versuchte. Und, güti-
ger Himmel, er tat das auf eine Weise, dass
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jedes Nervenende in ihrem Körper zitterte,
als habe er es berührt.
Es war schwierig, sich seiner nicht be-
wusst zu sein, auf diese intuitive, grundle-
gende Weise, aber unter seinem bohrenden
Blick steigerte sich das Gefühl nur noch. Ihr
Korsett war eng geschnürt, ihre Röcke ras-
chelten unter dem seidenen Ausgehkleid.
Aber trotz des feinen Musselins und der
Seide fühlte sie sich unter diesem Blick
nackt. Entblößt.
Wenn man Sie so ansieht, würde man
nicht denken, dass Sie so & unverblümt
sind. Er sprach leise, fast, als habe er verse-
hentlich seine Gedanken laut geäußert. Sind
Sie bei allem so offen und direkt, frage ich
mich.
Es war nicht wirklich eine Frage, aber so
wie er sie ansah, schien er mit einer Antwort
zu rechnen.
Ich nehme an, ja. War das ihre
Stimme, so dünn und furchtsam?
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Halbwahrheiten hörten sich oft so an, nicht
wahr?
Und peinlich aufrichtig?
Hätte er mit einem Pfeil auf sie
geschossen, die Frage hätte sie nicht
schmerzlicher treffen können. Aber sie er-
trug es tapfer. Es würde eine Zeit kommen,
für dieses besondere Geständnis. Hier und
jetzt waren weder die Zeit noch der Ort.
Ich würde mich so einschätzen. Was
keine Lüge war. Bis zu diesem Punkt in ihr-
em Leben war sie immer ganz aufrichtig
gewesen. Wie auch immer, sie hatte ihn
nicht angelogen. Eine Auslassung war nicht
das Gleiche wie eine Lüge.
Er begann wieder zu gehen, seine langen
Beine steckten in feiner marineblauer Wolle
und brachten ihn rasch vorwärts. Die un-
merkliche Pause beim Gehen machte er ihr
zuliebe, nahm sie an, damit sie ihn einholen
konnte, was sie ohne lange nachzudenken
tat.
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Da seine Aufmerksamkeit auf den Weg
vor sich gerichtet war, sah sie nur sein Profil.
Wenn sie eine Malerin wäre, würde sie ihn
unbedingt malen wollen, denn sein Gesicht
war dazu wie geschaffen. Seine Nase war
perfekt geformt für seine ausdrucksstarken
Züge, nicht zu groß und nicht zu klein. Und
wenn sie es wagte, zu lange seinen Mund zu
betrachten, tat es ihr fast weh. Da war ein
Ziehen in ihrem Inneren, das sie dazu
drängte, etwas zu unternehmen, dass es auf-
hörte oder ihm nachzugeben und es zu
befriedigen.
Sie starrte ihn reichlich keck an. An
seinem Gesicht gab es nichts, was ihr miss-
fiel. Nichts.
Sich des Umstandes bewusst, dass er
gemustert wurde, warf er ihr von der Seite
einen Blick zu, hob eine Braue. Als könnte er
ihre Gedanken lesen und wäre von ihnen
amüsiert.
Und, gefällt Ihnen, was Sie sehen?
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Das war eine Frage, die nur der arrogan-
teste Mann einer Frau stellen würde.
Elizabeth weigerte sich zu erröten,
kühlte ihre Wangen mit reiner Willenskraft.
Wenn ich sagte, dass dem so ist, hielten Sie
mich dann für zu dreist?
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